Hippolyte Léon Dénizard Rivail, geboren 1804 in Lyon (FRA) war einer der hervorragendsten Schüler Johann Heinrich Pestalozzi’s in Yverdon (CH), eifriger Pädagoge und überzeugter Verbreiter von Pestalozzi’s Erziehungsidealen.
Das im Europa des 19. Jahrhunderts verbreitete Phänomen der «Drehenden Tische» hat auch das Interesse des Professor Rivail’s geweckt. Stets bemüht logische und vernunftgemässe Erklärungen zu finden begann er um 1850 in Paris diese Erscheinungen mit wissenschaftlicher Genauigkeit zu untersuchen. Unter dem Pseudonym ‘Allan Kardec’ hat er die gesammelten Ergebnisse seiner Analysen 1857 im ‘Das Buch der Geister’ veröffentlicht. Es ist das erste von fünf Büchern, welche die durch ihn geprägte ‘Spiritistische Lehre’ begründen. Verheiratet mit Amélie Gabrielle Boudet verstarb Rivail kinderlos 1869 in Paris.
Allan Kardec ist am 03.10.1804 in Lyon (Frankreich) geboren mit dem bürgerlichen Namen Hippolyte Léon Dénizard Rivail. Er war das dritte und letzte Kind einer traditionellen Familie aus dem Bürgertum, welche sich in der Magistratur und Advokatur ausgezeichnet hatte. Der Sprössling folgte dieser Laufbahn nicht, weil er sich seit frühester Jugend zum wissenschaftlich-philosophischen Studium hingezogen fühlte.
Rivail durfte bei Johann Heinrich Pestalozzi (1746-1827) in Yverdon (Schweiz) zur Schule gehen, war ein hervorragender Schüler dieses berühmten Lehrers und ein eifriger Verbreiter seines Erziehungssystems, das auf die Unterrichtsreform Deutschlands und Frankreichs einen grossen Einfluss ausgeübt hat. Rivail zeigte schon jung eine bemerkenswerte Gabe zu unterrichten und vermittelte bereits mit 14 Jahren sein Wissen an die Mitschüler. So wurde er bei Pestalozzi selbst zum Lehrer ausgebildet. Als Rivail um 1822 nach Paris zog, begann er mit dem Verfassen von Lehrbüchern und eröffnete 1925 seine eigene Schule. 1828 kaufte er eine Bildungseinrichtung für Jungen, unterrichtete dort Mathematik, Physik, Chemie, Astronomie und Humanbiologie, vergleichende Anatomie und Französisch. Im gleichen Jahr publizierte er einen Vorschlag zur Verbesserung des öffentlichen Schulwesens, welcher der damaligen Regierung von Paris vorgelegt wurde. 1830 mietete er eine Halle in der Rue de Sèvres und unterrichtete dort 10 Jahre lang einige Fächer kostenlos. 1831 lernte Rivail seine zukünftige Frau und wichtigste Mitarbeiterin Amélie Gabrielle Boudet, Lehrerin für Literatur und Kunst, kennen. Sie heirateten 1832 und zogen zusammen ins ‘Technische Institut Rivail’.
Rivail sprach mehrere Sprachen und übersetzte auch verschiedene Schriften über Erziehung und Ethik aus dem Französischen ins Deutsche. Speziell die Werke Fenelon’s interessierten ihn. Er war Mitglied mehrerer Gesellschaften von Gelehrten, unter anderem der königlichen Akademie von Arras, die ihn 1831 ehrte für seine bemerkenswerte Denkschrift: ‘Welches ist das mit den Bedürfnissen der Zeit am meisten harmonisierende Studiensystem?’; eine Arbeit zum Vergleich von Unterrichtssystemen.
In einer katholischen Familie geboren, aber in einem protestantischen Land erzogen, erkannte Rivail bereits früh die Intoleranz auf beiden Seiten. Dies liess in ihm die Idee einer religiösen Reform mit dem Ziel der Glaubenseinigung reifen. Während langer Jahre arbeitete er daran in aller Stille, ohne das grundlegende Element, welches eine Beilegung dieses grossen Konfliktes ermöglichen würde. Erst später lieferte ihm der Spiritismus das nötige Fundament und prägte seine Arbeit in besonderem Masse.
In Paris kam Rivail in Kontakt mit Anhängern des Magnetismus und scheinbar übernatürlichen Erscheinungen, welche damit in Verbindung gebracht wurden. Er studierte die Arbeit von Franz Anton Mesmer (1734 – 1815) und wurde zu Sitzungen eingeladen, an welchen derartige Phänomene hervorgerufen wurden. Um 1850 häuften sich die Erscheinungen von sich bewegenden und offensichtlich kommunizierenden Tischen und Gegenständen, welche Rivail zuerst mit Skepsis aber fleissig beobachtete. Stets bemüht logische und vernunftgemässe Erklärungen zu finden, begann er die anscheinend einem intelligenten Prinzip folgenden Erscheinungen mit wissenschaftlicher Genauigkeit zu untersuchen. Neben deren Sinn und Zweck versuchte er auch philosophische Folgerungen daraus abzuleiten. So erkannte er als Erster das Prinzip neuer Naturgesetze - Gesetzmässigkeiten, denen die Beziehung der sichtbaren und unsichtbaren Welt unterstehen. Er stellte den intelligenten Gegenübern systematisch Fragen und liess die Aussagen nach wissenschaftlichen Grundlagen an mehreren unabhängigen Sitzungen, teils in unterschiedlichen Ländern, durch verschiedene Medien validieren.
Rivail nahm nach eigenen Aussagen das Pseudonym ‘Allan Kardec’ an, nachdem ihm ein ‘Geistwesen’ bei einer spiritistischen Sitzung mitgeteilt habe, dass dies sein Name in einem früheren Leben als Druide gewesen war. Rivail gefiel dieser Name und er beschloss, ihn zu verwenden um seine Arbeit an spiritistischen Werken von seiner akademischen Arbeit zu trennen. Auf Bitte der Geistwesen veröffentlichte Kardec am 18. April 1857 das erste Buch seiner Sammlung ‘Das Buch der Geister’. Es beinhaltet über 1000 Fragen an die geistige Welt und deren Antworten zur Natur der menschlichen Seele, der Geistwesen, der Beziehung zwischen der spirituellen und der irdischen Welt und vieles mehr. In den darauffolgenden Jahren veröffentlichte Kardec weitere vier Bücher, siehe Details unter ‘Werke von Allan Kardec’. Zusammen bilden diese fünf Bücher die Grundpfeiler der ‘Spiritistischen Lehre’. Ergänzt wurden die in diesen Büchern enthaltenen Informationen durch die Zeitschrift ‘Revue Spirit’, die Kardec ab 1858 bis zu seinem Tod monatlich veröffentlichte und die bis heute herausgegeben wird. Ebenfalls 1858 in Paris gründete er die erste spiritistische Gesellschaft unter dem Namen ‘Société Parisienne des études spirites’, deren Ziel das Studium all dessen war, was zum Fortschritt dieser neuen Wissenschaft beitragen konnte.
Allan Kardec betonte ausdrücklich, nichts unter dem Eindruck vorgefasster Ideen geschrieben zu haben. Als Mann von eher kaltblütigem und ruhigem Charakter beobachtete er die Tatsachen und leitete daraus Gesetzmässigkeiten ab. Er war der erste Theoretiker des Spiritismus und stellte eine methodische Lehre darüber auf. Er bewies, dass die fälschlicherweise ‘übernatürlich’ genannten Erscheinungen und Tatsachen bestimmten natürlichen Gesetzen unterworfen sind und reihte sie in die Ordnung der Naturerscheinungen ein. Somit zerstörte er den letzten Schlupfwinkel des ‘Wunderbaren’ und damit eines der stärksten Elemente des Aberglaubens.
Während der ersten Jahre des Auftretens spiritistischer Phänomene waren diese Kundgebungen eher Gegenstand der Neugierde als Objekt ernsten Nachdenkens. ‘Das Buch der Geister’ betrachtete die Sache aber von einem ganz anderen Gesichtspunkt. Es verliess die sich drehenden Tische, welche nur ein Vorspiel gewesen waren, und interessierte sich für die wissenschaftlichen Kernpunkte, die sich hinter den Erscheinungen verbargen. Kardec’s Arbeit begründete die ‘spiritistische Wissenschaft’, welche bis dahin nur aus zusammenhangslosen Elementen bestanden hatte und deren Tragweite in dieser Form kaum verstanden werden konnte. Seit dem Moment der Veröffentlichung des ersten Buches zog jene Lehre die Aufmerksamkeit der Menschen an. In wenigen Jahren fanden die Ideen Millionen von Anhängern in zahlreichen Ländern* und in allen Schichten der Gesellschaft. Zum Erfolg trug weitgehend die Logik und Klarheit bei, ein hervorragendes Merkmal der Schriften Allan Kardec’s. Besonders seine streng logische Beweisführung bietet allen Streitpunkten bis in die Gegenwart wenig Möglichkeit zur Widerlegung. Materielle Beweise, die der Spiritismus von der Existenz der Seele, der Geister und der Wiedergeburt gibt, haben die Vereitelung der materialistischen und pantheistischen Weltanschauungen zur Folge.
Anstatt des damals wie heute verbreiteten Grundsatzes: ‘ausserhalb der Kirche kein Heil’, der die Trennung und Verbitterung zwischen den unterschiedlichen Glaubensrichtungen nährt und schon so viel Leid und Blutvergiessen verursacht hat, verschreibt sich der Spiritismus der Wahrheit: ‘ausserhalb der Nächstenliebe kein Heil’. Dieser Grundsatz steht für Gleichheit unter den Menschen, Toleranz, Gewissensfreiheit und gegenseitiges Wohlwollen. Als markantes Beispiel anzufügen: Kardec wurde damals von Persönlichkeiten wie Napoléon III. zu philosophischen Gesprächen geladen, während er selbst den Dialog mit keinem noch so unbedeutenden ernsthaft interessierten Mitmenschen scheute.
Anstatt des blinden Glaubens, der die Denkfreiheit vernichtet, verbreitete Allan Kardec zudem jenen Grundsatz: ‘Unerschütterlicher Glaube ist nur der, der zu allen Zeiten der Menschheit der Vernunft gegenübertreten kann’. Die wertvollsten Fähigkeiten des Menschen sind seine Vernunft und sein freier Wille, so drängt es sich auf, dass er vor allem das von reinem Herzen glaubt, was er auch wahrhaftig versteht.
Die Ehe mit Amélie Gabrielle Boudet blieb kinderlos. Die treue Lebenspartnerin trug Kardec’s Werk auch nach seinem Tod am 31.03.1869 in Paris noch bis zu ihrem Lebensende aktiv weiter. Das Grab von Allan Kardec auf dem Friedhof ‘Père-Lachaise’ in Paris wird geziert mit der charakterisierenden Inschrift: ‘Geboren werden, sterben, wiedergeboren werden und unaufhörlich voranschreiten – dies ist das Gesetz’.
Für den Einstieg sehr empfehlenswert ist das kleine Buch «Was ist Spiritismus?», welches Allan Kardec erstmals 1859 in Paris unter dem Titel «Qu’est-ce que le Spiritisme?» herausgegeben hat. Diese Lektüre gibt interessierten Suchenden erste Antworten bezüglich der grundlegenden Ideen über die unsichtbare Welt und entkräftet viele Einwände gegen die spiritistische Lehre.
1. Das Buch der Geister (1. Ausgabe 18. April. 1857)
Als philosophischer Ansatz mit über 1000 Fragen an die geistige Welt und deren Antworten zur Natur der menschlichen Seele, der Geistwesen, der Beziehung zwischen der spirituellen und der irdischen Welt und vieles mehr.
2. Das Buch der Medien (Januar 1861)
Als experimental-wissenschaftlicher Ansatz
3. Das Evangelium im Licht des Spiritismus (April 1864)
Als ethischer Ansatz
4. Himmel und Hölle (August 1865)
Über die göttliche Gerechtigkeit im Licht des Spiritismus
5. Genesis – Die Schöpfungsgeschichte (Januar 1868)
Über die Wunder und Weissagungen im Licht des Spiritismus
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